Blick in eine Schiedsrichter-Familie

Der Anzeiger für Harlingerland berichtet heute (28.01.2022) über die Familie Steffens, in der sich die 3 Kinder ein tolles Hobby teilen:

Gerade im Amateursport ist es nicht ungewöhnlich, dass Brüder in der selben Mannschaft spielen, die Mutter ihre Tochter trainiert oder dass die ganze Familie Mitglied im selben Verein ist. Doch als Kai, Korinna und Keven Steffens im November durch die Lautsprecher des Ottermeerstadions von Germania Wiesmoor als das damalige Schiedsrichtergespann begrüßt wurden, wurde so mancher neben der Seitenlinie hellhörig.

Kai, der Älteste der drei Geschwister, leitet Fußballspiele seit 2013. „Vor zwei Jahren, als wir drei gerade zusammensaßen, habe ich erzählt, dass ich bald einen Schiedsrichterlehrgang in Blomberg leite“, erzählt der 28-Jährige, „mehr aus Spaß habe ich zu Korinna und Keven gesagt, dass sie dort doch mal mitmachen könnten.“

Geschwister selbst ausgebildet

Doch Korinna und Keven Steffens sagten zu und machten im Herbst 2020 ihren Schiri-Schein. Der Bezug zum Fußball war bei dem Geschwister-Trio schon immer gegeben. Sie jubeln und leiden mit Werder Bremen und stehen am Wochenende mitunter selbst als Spieler auf ostfriesischen Plätzen. „Da gab es mittlerweile auch schon Wochenenden, an denen ich am einen Tag gespielt und am anderen gepfiffen habe“, sagt der 24-jährige Keven, der in der Ostfrieslandklasse D bei Frisia Neuharlingersiel kickt, sich selbst aber als Gelegenheitsfußballer bezeichnet. Kai, der in Oldenburg lebt, hat seinen Spielerpass beim TuS Esens liegen, wo er für die dritte Mannschaft aufläuft.

„Ich war aber, glaube ich, schon drei Jahre nicht mehr beim Training“, sagt er und lacht. „Ich bin durch Zufall dazu gekommen, Schiedsrichter zu werden“, erzählt er. Die Teilnahme an einem Lehrgang machte ihm so viel Spaß, dass er letztlich den Ball gegen die Pfeife eintauschte. Die 26-jährige Korinna Steffens spielt in der Ostfrieslandklasse A bei den Frauen der FSG Neuharlingersiel/Carolinensiel/Esens und stand inzwischen schon einige Male als Unparteiische auf dem Feld – vor allem bei den Frauen. Dass im Frauenfußball weniger gemeckert wird, kann sie nur bestätigen: „Da wird eine Entscheidung auch einfach mal hingenommen. Bei den Männern wird immer erst mal diskutiert.“

Kommunikation klappt auch nonverbal

Auf dem Schiedsrichterlehrgang haben sie und ihr Bruder Keven eine neue Sicht auf den Fußball bekommen. „Vorher war da doch viel Unwissenheit“, gibt Keven zu. Wenn die Geschwister als komplettes Gespann auf dem Feld stehen, ist Kai Entscheider, Bruder und Coach zugleich. „Wir waren schnell zu dritt einsetzbar“, erzählt er, „normalerweise muss man sich mit einem neuen Gespann erst eine Vertrauensbasis erarbeiten. Die war bei uns schon komplett gegeben.“ Kai Steffens gibt seinen Geschwistern nach dem Spiel die gleichen Tipps, wie allen anderen jungen Referees auch. „Da geht es viel um Körpersprache. Auch als Linienrichter kann man da viel machen. Das fängt schon damit an, dass man die Fahne zum Abseits entschlossen und nicht zögerlich hochhält.“

Aber auch er bekommt während des Spiels Signale, wenn er etwas vergessen hat. „Bei meinen Geschwistern funktioniert das so gut, dass sie nicht mal etwas sagen müssen. Beide haben mich schon mal angeschaut, als ich ein Zeichen vergessen hatte, und ich wusste sofort, was sie meinen.“

 

Text und Bildquelle: Anzeiger für Harlingerland,Christoph Sahler, 28.01.2022

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